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„Endlich sehe ich mich als Wissenschaftlerin“

Im Archiv vorm Fenster zu sitzen, die schöne Landschaft der Schillerstadt vor Augen zu haben und umgeben von Handschriften und Büchern die ruhige Atmosphäre zu genießen – mehr braucht eine Germanistin nicht. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach ist so ein traumhafter Ort!

Dank der Internationalen Sommerschule des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel habe ich Gelegenheit, zwei Wochen im Deutschen Literaturarchiv Marbach zu verbringen. Auf der einer Seite habe ich im Rahmen der Sommerschule Seminare und Vorträge zum Thema „World Literature, Global Archives“ besucht. Der Austausch mit den anderen Stipendiaten aus verschiedenen Ländern und den Dozentinnen und Dozenten ist sehr aufschlussreich: Das eigene Verständnis von "Weltliteratur" wird durch Seminare und Vorträge aus verschiedenen Perspektiven und an verschiedenen Beispielen stark verunsichert. Diese Unsicherheit motiviert und inspiriert mich, weiter über mein eigenes Thema nachzudenken und zu arbeiten.

Unsicherheit als Inspiration

Auf der anderen Seite eröffnet mir das Archiv mit seinen umfangreichen Beständen und zahlreichen Verlagsarchiven eine Schatzkammer. Ich beschäftige mich mit Hans Magnus Enzensberger und seinen frühen Werken. Vor Kurzem ist sein Archiv ins Deutsche Literaturarchiv gekommen. Mit der Genehmigung von Herrn Enzensberger kann ich seine Manuskripte einsehen. Das ist für mich sehr faszinierend. Außerdem steht das Suhrkamp-Verlagsarchiv zur Verfügung. Das Verlagsarchiv ist für meine Arbeit über Hans Magnus Enzensberger, Suhrkamp-Autor und ehemaliger Lektor, ebenfalls eine wichtige Quelle.

Ich kann kaum beschreiben, wie bedeutsam dieser Aufenthalt im DLA Marbach für mich ist. Ich habe nicht nur Materialien für meine Arbeit gesammelt und neue Anregungen bekommen, sondern fange auch an, mich als Wissenschaftlerin zu begreifen und nicht nur als Fremdsprachlerin und Literaturliebhaberin. Mit der Unsicherheit verstärkt sich gleichzeitig mein Selbstbewusstsein als Wissenschaftlerin. Ich hoffe, dass ich bald wieder hierher kommen kann.

Xiaocui Qiu kommt aus China und arbeitet über „Hans Magnus Enzensberger und seine frühen Werke“.

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