2016 - MWW-Forschung
Internationale Sommerschule 2016
Zwei Wochen lang, vom 1. bis zum 12. August 2016, fand die Internationale Sommerschule von MWW in der Klassik Stiftung Weimar statt. 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus zehn verschiedenen Ländern diskutierten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Frankreich, Japan, Russland, Deutschland und der Schweiz über die Frage "Wie entsteht ein Nationalautor? Konstruktion und Ambition".
Wann und wo entsteht ein klassischer Nationalautor? Diese Frage formulierte Goethe bereits in seinem berühmten Essay Literarischer Sansculottismus. Ausgehend von den in Weimar überlieferten Sammlungen verfolgten die Teilnehmer der Sommerschule den Aufstieg Goethes und Schillers in den Rang deutscher Nationalautoren. Hierbei fanden auch die Inszenierungen der beiden Dichterpersönlichkeiten in zeitgenössischen Porträts und die Überhöhung ihrer Weimarer Wohnhäuser zu weltlichen Wallfahrtsorten besondere Berücksichtigung. Autoren wie Thomas Mann oder Gerhart Hauptmann, die sich im gezielten Rekurs auf Goethe wiederholt als moderne Nationalautoren inszeniert haben, wurden ebenfalls in die Diskussion einbezogen. Zudem wandte sich die Sommerschule mit einem komparatistischen Ansatz ausgewählten Nationalautoren in verschiedenen europäischen Ländern zu, in exemplarischen Einzelanalysen wurden auch außereuropäische Autoren berücksichtigt. Abschließend wurde danach gefragt, ob der "Nationalautor" als ein spezifisch europäisches und eng an die Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts gebundenes Phänomen anzusehen ist oder ob er als kollektive Identifikationsfigur auch in den von interkulturellen Austauschprozessen bestimmten Gesellschaften des 21. Jahrhunderts seine Bedeutung behält.
Die Seminarsitzungen wurden ergänzt durch zahlreiche Exkursionen in die Sammlungen und historischen Häuser der Klassik Stiftung Weimar, darunter der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sowie Goethes und Schillers Wohnhäuser.
Dozentinnen und Dozenten: Frank Fischer (Moskau), Nikolas Immer (Trier), Paul Kahl (Göttingen), Stefan Keppler-Tasaki (Tokyo), Stéphane Pesnel (Paris), Ulrich Schmid (St. Gallen), Christine Tauber (München), Stefan Weidner (Köln) und zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klassik Stiftung Weimar und des Forschungsverbunds MWW.
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